Zuletzt aktualisiert am 4. Januar 2025
Die Reinoldikirche Dortmund, offiziell St. Reinoldi, ist das älteste erhaltene Gotteshaus im historischen Stadtkern von Dortmund. Benannt nach dem Stadtpatron Reinoldus, spielt sie seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle im religiösen und kulturellen Leben der Stadt.
Geschichte der Reinoldikirche Dortmund
Ursprünge und mittelalterliche Bedeutung
Die Ursprünge der Reinoldikirche Dortmund reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Archäologische Funde belegen den Bau einer Kirche in dieser Zeit, möglicherweise als Pfalzkirche während der ottonischen Herrschaft. Die mittelalterlichen Dortmunder Chronisten berichten von einer ersten Kirche bereits im 9. Jahrhundert. Doch Ausgrabungen zufolge entstand ein Kirchenbau erst im 10. Jahrhundert, vielleicht vor 953, da für dieses Jahr ein in Dortmund abgehaltener Hoftag König Ottos I. mit anschließender Osterfeier belegt ist. Dafür muss es eine Pfalzkirche gegeben haben – möglicherweise war dies die Vorgängerkirche der Reinoldikirche.
Im Jahr 1231/1232 wurde die ursprüngliche Kirche bei einem großen Stadtbrand zerstört. Der Wiederaufbau begann zügig, und bis 1260 entstand eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, die in ihrer Grundstruktur bis heute erhalten ist.
Erweiterungen und Umbauten
Zwischen 1421 und 1450 wurde der repräsentative Hochchor errichtet, der dem Baumeister Roseer zugeschrieben wird. Zwei bedeutende Ausstattungsstücke wurden aus dem Vorgängerbau des 13. Jahrhunderts in den Neubau des Chores übernommen: die Figur des heiligen Reinoldus und das Altarretabel. Die Figur von Karl dem Großen – dem legendären Stadtgründer – kam im ausgehenden 15. Jahrhundert dazu und prägt seitdem das Innere der Kirche.
Der imposante Westturm, der einst als „Wunder Westfalens“ bezeichnet wurde, erreichte nach seiner Fertigstellung im 15. Jahrhundert eine Höhe von 112 Metern. Nach Zerstörung seines Vorgängers durch ein Erdbeben um 1665 wurde er nach einem Entwurf von Johannes Degener neu errichtet.
Zerstörung und Wiederaufbau
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Reinoldikirche Dortmund schwere Schäden und wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1956 und orientierte sich an der historischen Bausubstanz, wobei moderne Elemente integriert wurden. Seit dem abermaligen Wiederaufbau trägt der Turm nun eine Haube, die sichtbar und harmonisch den Stil der Zeit der Wiederherstellung über das historische Bauwerk setzt. Der Turm der Reinoldikirche Dortmund hat eine Höhe von 104 Metern und kann durch den Glockenturm bestiegen werden.
Architektur und Ausstattung
Baustil und Struktur
Die Reinoldikirche Dortmund präsentiert sich heute als dreischiffige, dreijochige romanische Basilika mit romanischem Querhaus. Im Osten schließt sich an die Vierung ein zweijochiger gotischer Saalchor mit Apsis an, der das Langhaus an Höhe überragt. Seine Raumwirkung wird durch die Vertikale der Lanzettfenster bestimmt. Der im Westen stehende Turm galt wegen seiner Höhe einst als „Wunder Westfalens“. Er stürzte mehrfach ein und resultiert in seiner heutigen Form aus Umbaumaßnahmen v.a. des 17. Jahrhunderts.
Kunstschätze und Besonderheiten
Im Inneren der Kirche befinden sich zahlreiche Kunstschätze und religiöse Objekte. Besonders hervorzuheben sind:
- Reinoldus-Statue: Eine beeindruckende Skulptur des heiligen Reinoldus aus dem frühen 14. Jahrhundert, die am nördlichen Chorpfeiler platziert ist.
- Karl-der-Große-Statue: Eine Statue des legendären Stadtgründers, die im späten 15. Jahrhundert hinzugefügt wurde und sich gegenüber der Reinoldus-Statue befindet.
- Flügelaltar: Ein kunstvoller Altar aus dem frühen 15. Jahrhundert, vermutlich aus Belgien importiert, der die reiche Ausstattung der Kirche unterstreicht.
- Taufbecken: Datierend auf das Jahr 1469, ein bedeutendes Beispiel spätgotischer Steinmetzkunst.
- Triumphkreuz: Ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammend, ein zentrales liturgisches Objekt der Kirche.
Glocken und Orgeln
Die Reinoldikirche verfügt über ein beeindruckendes Geläut. Im Inneren hängt ein Großgeläute mit insgesamt sechs Stahlglocken. Die schwerste Glocke ist mit 6.500 kg Gewicht und 2,50 m Durchmesser die größte Gussstahlglocke Westfalens.
Die Orgel der Orgelbaufirma Walcker von 1909 gehörte zu den bekanntesten romantischen Orgeln ihrer Zeit, die zahlreiche Organisten wie Max Reger und Albert Schweitzer anzog. Moderne Ergänzungen und Restaurierungen haben das Klangbild weiter bereichert.
Besuch der Reinoldikirche
Öffnungszeiten und Zugang
Die Reinoldikirche ist für Besucher das ganze Jahr über geöffnet. Die Öffnungszeiten variieren je nach Jahreszeit und können auf der offiziellen Website eingesehen werden. Der Zugang ist barrierefrei gestaltet.
Begehung des Glockenturms
Ein besonderes Highlight für Besucher ist die Möglichkeit, den Glockenturm zu besteigen. Die Begehung ist sowohl individuell als auch in geführten Gruppen möglich. Die Zeiten variieren je nach Saison und können auf der offiziellen Website eingesehen werden. Nach dem Aufstieg erwartet die Besucher eine atemberaubende Aussicht über Dortmund und die umliegende Region.
Veranstaltungen und Führungen
Neben Gottesdiensten werden regelmäßig Führungen angeboten, die einen tiefen Einblick in die Geschichte und Architektur der Kirche bieten. Auch musikalische Veranstaltungen wie Orgelkonzerte sind ein Highlight für Besucher.
Fazit
Die Reinoldikirche Dortmund ist nicht nur ein beeindruckendes architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort mit tiefer historischer und kultureller Bedeutung. Sie ist ein Muss für jeden, der die Stadt besucht oder in Dortmund lebt. Ein Besuch lohnt sich, um die reiche Geschichte und die beeindruckenden Kunstwerke hautnah zu erleben.
Bilder von Christian Rogowski aus Archiv